Akira Schmid kann in die großen Fußstapfen der Schweizer NHL Torhüter treten. Der Langnauer kann mit allen drei großen Torhütern mit Schweizer Vergangenheit verglichen werden.
Wer kennt die großen Torhüter der Schweiz nicht? David Aebischer, Martin Gerber und Jonas Hiller. Aebischer und Gerber gewannen den Stanley Cup, Hiller war dreifacher Schweizermeister und später einer der wichtigsten Torhüter bei den Anaheim Ducks. Alle drei hatten eine großartige Karriere in der NHL. Jeder hat seinen eigenen Stil im Spiel und seinen individuellen Weg in die Nordamerikanische Profiliga. Akira Schmid ist auf dem Weg diese drei Torhüter nicht nur einzuholen, sondern auch zu Überflügeln.
In der Schweiz sprechen viele über den jungen Torhüter, der bei den New Jersey Devils spielt. Akira Schmid ist in Langnau im Emmental aufgewachsen. Die Stadt beherbergt die SCL-Tigers ein National League Team welches zwischen Relegation in die Swiss League, Qualifikation für die Pre-Play-Offs und engen finanziellen Mitteln hin und her schwanken. Den einzigen Schweizer Meistertitel feierten die Emmentaler 1976, noch vor Einführung der Play-Offs in der Schweiz, als alle drei Berner Klubs, der EHC Biel, der SC Bern und der SC Langnau während fast einer Dekade den Meistertitel unter sich ausmachten. Die Emmentaler haben eine große Anhängerschaft über das eigene Einzugsgebiet hinaus und die Fans sind für ihre Leidenschaftliche Unterstützung berühmt. Wer die Schweiz als Eishockeyfans bereist, darf ein Heimspiel der SCL Tigers in deren Ilfishalle nicht verpassen. So zu sagen ist der Besuch ein Muss.
In dieser Umgebung lernte Akira Schmid das Eishockey. Als Torhüter durch lief er die Juniorenabteilungen der Langnauer und wechselte mit 18 Jahren nach Nordamerika. Er spielte 2018/19 bei den Lethbridge Hurricanes (WHL), Corpus Christi IceRays (NAHL) und den Omaha Lancers(USHL). 2019/20 wechselte er von den Omaha Lancers innerhalb der Liga zu den Sioux City Musketeers. Dieser Wechsel sollte sich für Schmid als ein Glücksfall erweisen. Bei den Musketeers wurde er zum besten Torhüter der Saison 2020/21 gewählt, war im All-Star Team des Jahres, der Torhüter mit den wenigsten erhaltenen Gegentreffern (2,01) und gleichzeitig der Torhüter mit der Besten Abwehrquote von 92.1%. Letzteres gelang ihm auch 2018/19 in seiner ersten Saison in der USHL.
Trotz diesem unruhigen Start in das Nordamerika Abenteuer ließ sich Schmid nicht unterkriegen. Ruhig arbeitete er seinen Weg als Prospect der New Jersey Devils nach oben. 2018 wurde er von diesen in der fünften Runde ausgewählt und fortan aufgebaut. Letztes Jahr unterschrieb er einen Entry-Level-Vertrag mit den „Teufeln“ und kam in sechs Partien zum Einsatz wovon er vier Mal als Verlierer vom Eis gehen musste. Gleichzeitig spielte er in der AHL bei den Utica Comets. Dort war er in seinen 38 Spielen mit einer Abwehrquote von 91,1% ein sicherer Rückhalt. Leider konnte er die guten Leistungen im Play-Off der AHL nicht bestätigen. Dennoch beriefen ihn die Devils in die NHL als sich deren Nummer eins Torhüter Vitek Vanecek in einem tief befand und Mackenzie Blackwood als potenzielle Nummer zwei nicht bewähren konnte. Sicher half es auch, dass sich Jonathan Bernier eine Hüftverletzung zu zog und in dieser Saison noch kein einziges Spiel bestritt.
Diese einmalige Chance ließ sich Schmid nicht entgehen. In der Folge avancierte er in den Play-Offs zur Nummer eins im Wechsel mit Vanecek. Mit seinen beiden Shut-Outs gegen die News York Rangers, einer davon im lauten Madison Square Garden in New York, spielte er sich vollends in die Herzen der Fans der New Jersey Devils. Zusammen mit Nico Hischier, Jonas Siegenthaler und Timo Meier bildet er eine „Swiss Connection“ welche den aktuellen Play-Off Run der Teufel als Grundlage haben. Doch was macht Schmid dermaßen wichtig im Spiel dieser Franchise?
Als erstes sticht seine Größe ins Auge. Mit 195 cm und 93 Kg ist er für einen Torhüter überdurchschnittlich gross und schwer. Dies bedeutet auch, dass er mit seinem Körper einen großen Teil des Tores abdecken kann und auch eine entsprechende „Reichweite“ mit seinen Beinen am Boden im Butterfly hat. Wenn er sich gross macht, kann er die Ecken am Pfosten sehr gut schließen, was es dem angreifenden Spieler schwer macht, von einer Lücke oben profitieren zu können. Mit dem schnellen seitlichen Verschieben von Pfosten zu Pfosten bekundet der Emmentaler ebenfalls kaum Mühe. Er ist trotz seines Gewichtes sehr mobil und schnell. Auch die Abpraller hat er gut unter Kontrollen. Einziger Nachteil ist seine mangelnde Aggressivität im und um seinen Torraum hier dürfte er noch nachlegen.
Was uns wieder zurück zu den drei großen Torhütern der Schweiz in der NHL führt. David Aebischer und Jonas Hiller waren für ihre Aggressivität in ihrem Tor bekannt. Martin Gerber für seine Ruhe und Abgeklärtheit. Was allen dreien eigen war, war die mentale Stärke im Spiel. Sie waren kaum aus der Ruhe zu bringen. Auch hier ist Akira Schmid auf den Spuren seiner Vorgänger. Ruhig, ja fast stoisch spielt er im Tor. Sollten die New Hersey Devils früh aus dem Stanley-Cup ausscheiden, wäre er auch für Patrick Fischer, den Trainer der Schweizer Nationalmannschaft eine starke Verstärkung.
„Ich würde Akira bei der Weltmeisterschaft auch einsetzten, ich war beeindruckt von seiner Performance und wie ruhig er an die Sache heran ging. Zwei Shutouts gegen die New York Rangers in den Playoffs sind beeindruckend“, so der Schweizer Teamchef an den Czech Hockey Games in Tschechien über eine mögliche Nominierung des Devils Goalie an der Weltmeisterschaft.
Sollte dies nicht der Fall sein, könnte sich Schmid wie Martin Gerber und David Aebischer als dritter Schweizer Torhüter den Stanley-Cup sichern. Dass er diesen in Naher Zukunft gewinnen kann, steht außer Frage. Wenn er bei den Teufeln bleiben kann. Dass es trotz eines guten Teams nicht in das Finale reicht, musste Jonas Hiller mit den Anaheim Ducks erfahren. Für Akira Schmid scheint indes ein Verbleib bei den Devils vorerst gesichert. Spätestens 2025 könnte er sich in New Jersey zudem mit einem gut dotierten Vertrag sichern und deren unangefochtene Nummer ein im Tor werden.