Für die DEB Auswahl gab es mit der heutigen 2:3 Niederlage gegen Dänemark einen ordentlichen Dämpfer im Kampf um einen Viertelfinalplatz. Für die Dänen war es hingegen der erste Sieg.
Nach dem heutigen klaren Erfolg der Schweden gegen Italien, kann Deutschland heute den vierten Platz nicht zurückerobern, die Schweden haben sich mit ihrem heutigen Sieg vorerst auf den zweiten Platz gesetzt, vierter ist Lettland. Trotzdem ist für Deutschland ein Sieg natürlich absolut Pflicht, Dänemark liegt nur einen Punkt vor Italien auf dem vorletzten Tabellenplatz. Allerdings spielen die Dänen quasi außer Konkurrenz, ein Abstieg ist nicht möglich, richtet man doch 2018 die WM aus. Also die nächste Pflichtübung für Deutschland, eine Verbesserung im Ranking ist heute aber, wie gesagt, nicht möglich. Im Tor der Deutschen Mannschaft ist Danny aus den Birken, Thomas Greiss ist laut Aussage von Coach Marco Sturm am Oberkörper verletzt, oder ist das etwa ein Politikum wegen der Internetaffäre des Keepers?
Auf gehts in den ersten Spielabschnitt, Tobi Rieder fehlt nach wie vor mit einer Beinverletzung, Leon Draisaitl von den Oilers aus Edmonton ist heute noch nicht im Kader, er wird erst morgen zur Mannschaft treffen. Gleich in den ersten Sekunden kommen die Deutschen zu einer guten Chance, doch der Ex Graz 99ers Keeper Sebastian Dahm ist auf dem Posten. Es werden auch gleich die Positionen abgesteckt, einige Nettigkeiten ausgetauscht, für beide Teams gibt es hier nichts zu verschenken. Nicholas Jensen, der Däne nimmt nach einem Stockschlag gegen Plachta die erste Strafe gegen Dänemark, drei Minuten gespielt. Das Powerplay bringt nichts ein, eine knappe Minute später hebt Gogulla mit demselben Vergehen die Überzahl auf, nach einer Minute vier gegen vier nun Dänemark erstmals in Überzahl. Auch hier passiert nichts, es bleibt zunächst torlos, sechs Minuten sind um. Moritz Müller musste nach einem Check mit einer Schulterverletzung in die Kabine, ob man ihn heute nochmals sehen wird ist fraglich. Es geht im Moment recht rustikal zur Sache, Feinmotoriker sind heute nicht gefragt. In Minute neun ist es Patrick Reimer, der Team Germany mit einem Traumtor in Führung bringt. Ein Volley aus der Luft nach einem Abpraller von Goalie Dahm findet erstmals den Weg in die Maschen, keine Reklamationen wegen hohem Stock der Dänen, alles korrekt, ein Supertor, 0:1 (09). Nur eine Minute später schlägt es erneut im dänischen Kasten ein, nach scharfer Hereingabe von Seidenberg kann Brooks Macek abstauben, es steht 0:2 (10), Goalie Dahm sieht bei dem Treffer nicht ganz souverän aus. Nun wartet ein hartes Stück Arbeit auf die Dänen. Eine Möglichkeit ergibt sich für sie schon kurz darauf, Denis Reul muss wegen Cross CHecks zwei Minuten raus. Auch diese Überzahl kann Dänemark trotz einiger Chancen nicht nutzen, der zwei Tore Vorsprung für Deutschland bleibt. Dänemark gibt sich allerdings nicht auf, kämpft bemüht weiter und wird kurze Zeit später belohnt, Frederick Storm erzielt den Anschlusstreffer, ein etwas skurriles Tor, vom Schuh des Dänen geht die Scheibe auf den Schuh eines Deutschen Verteidigers, danach von der Schaufel ins Tor. Kurzes Videostudium der Refs, klarer Fall, der Treffer zählt, 1:2 (17). Und es sollte noch dicker für Deutschland kommen, eine knappe Minute später muss aus den Birken erneut die Scheibe aus den Maschen holen, Ausgleich durch die Dänen, 2:2. Morten Poulsen kann den Rebound nach einem Schuss von Mads Christensen verwerten. (17). Deutschland ist ob des Spielverlaufs not amused, es geht erst einmal in die Pause.
Die Deutschen hätten sich diese Aufgabe sicher leichter vorgestellt, können sie im zweiten Abschnitt für klare Verhältnisse sorgen? Moritz Müller ist im Moment noch nicht mit der Mannschaft zurückgekommen, das dürfte der nächste Ausfall bei den Deutschen werden. Die Partie beginnt mit viel Tempo, es ist mittlerweile ein ausgeglichenes Spiel geworden, so verspricht dieses Drittel viel Spannung. Matthias Plachta nimmt einen heftigen Open ice hit vom Dänen Jacobsen, steht aber nach einer Pirouette sofort wieder auf den Beinen. Dänemark ist im Moment leicht überlegen, spielt gut mit. In Minute 28 nehmen die Dänen allerdings erneut eine Strafzeit. Das deutsche Team startet mit viel Power in die Überzahl, bislang ist Dahm voll auf dem Posten und kann einige große Paraden zeigen. Seine Fehler aus Abschnitt eins hat er mittlerweile mehr als gut gemacht. Dänemark übersteht die Unterzahl gut, ist gerade wieder komplett, fängt sich etwas, schon geht der nächste Däne, Aagaard muss raus. Wieder ein gutes Penaltykilling der Dänen, die sogar zu einer Chance auf einen Shorthander kommen. Auch dieses Powerplay verstreicht ohne Torerfolg für Deutschland. In Minute 33 holt Youngster Tiffels den Dänen Ehlers von den Beinen, nun dürfen die Dänen ihr Glück in Überzahl versuchen. Dennis Reul folgt wenige Sekunden später auf die Bank, Stockschlag, 78 Sekunden fünf gegen drei, die Chance für Dänemark, erstmals in der Partie in Führung zu gehen, das Powerplay bisher war nicht schlecht. Tiffels ist zurück, es geht noch eine gute halbe mInute fünf gegen vier, auch diese Überzahl verläuft ohne zählbares Ergebnis. Nach einem torlosen Drittel geht es erneut in die Pause, es war ein tolles Spiel zweier Teams auf Augenhöhe mit guten Szenen auf beiden Seiten. Das lässt für den Schlussabschnitt viel erwarten, so macht Eishockey wirklich Freude.
Los geht es mit dem dritten Spielabschnitt, können die Deutschen ihrer Favoritenrolle gerecht werden oder werden die Dänen das glücklichere Ende für sich haben? Deutschland ist jedenfalls unter Zugzwang, möchte man nicht den Anschluss zu den ersten vier Plätzen verlieren. Weiter geht es mit Tempo und Einsatz auf beiden Seiten, Dänemark wittert die Chance auf die Sensation, sie wollen dieses Spiel gewinnen, das sieht man der Mannschaft an. Moritz Müller ist inzwischen auf dem Weg zur Untersuchung, möglicherweise ist das Turnier für ihn schon zu Ende. Die Pertie im Moment sehr ausgeglichen, es geht rauf und runter, beide Teams schenken sich nichts. Beide wollen den Sieg, nach wie vor ist viel Tempo und Härte im Spiel. In Minute 48 kommt Dänemark erneut zu einer Überzahl, Kapitän Christian Ehrhoff muss zwei Minuten pausieren wegen Stockschlags, er betreibt vor seinem Abgang noch ein wenig Trash talk in Richtung seines „Opfers“, die Sache ist aber eindeutig. Dänemark schafft es nicht, das Powerplay zu nutzen, weiter geht es fünf gegen fünf, noch 10 Minuten zu spielen. Diese Partie macht fast Lust auf eine Overtime, dafür ist es aber natürlich noch viel zu früh. Ganz vorsichtig könnte man die Aussage treffen, dass Dänemark spielerisch stärker ist, Deutschland kämpferisch. Wer wird sich am Ende durchsetzen? Langsam macht sich im deutschen Spiel ein wenig Hektik breit, die Chancen werden aber zwingender, Dahm kann sich in dieser Phase mit einigen Big Saves auszeichnen, schade für Graz, dass sie diesen Goalie ziehen lassen müssen. Strafe gegen Dänemark, noch sechs Minuten in der Partie. Jetzt können die Deutschen alles klar machen, von den Rängen gibt es volle Unterstützung. Die Überzahl ist vorbei, hat nichts eingebracht, die Nervosität im Spiel steigt, die Anspannung ist spürbar, drei Minuten noch. Nach einem tollen Solo von Tiffels gibt es erneut eine Rudelbildung vor Dahm, wieder geht der Puck nicht rein, es soll einfach nicht gelingen. Das Publikum hält es nicht mehr auf den Sitzen, wieder eine Großtat von Keeper Dahm. Für mich heute absolut der Man of the Match. 6 Sekunden vor dem Ende erneut Dahm, der mit einem Wahnsins Save glänzen kann, bereits sitzend fängt er einen Schuss von Reimer, die Scheibe springt aus dem Handschuh, im Nachfassen kann er ihn fixieren, durchatmen bei den Dänen. Das letzte Bully, Wolf und Lauridsen geraten noch aneinander, beide bekommen von den Refs eine zwei minütige Abkühlphase verordnet. Die reguläre Spielzeit ist um, es geht in die Overtime, die Dänen können sich bei ihrem Goalie bedanken, dass sie noch im Spiel sind.
Können die nächsten fünf Minuten, in denen es drei gegen drei geht eine Entscheidung bringen? Die ersten Szenen spielen sich erneut im Drittel der Dänen ab, noch gibt es keine zwingenden Chancen, kein Team möchte sich eine Blöße geben. Nächster irrer Save von Dahm, bereits geschlagen und am Boden liegend, holt er einen Schuss noch mit dem Stock von der Linie, ein Hexer am heutigen Abend. Im gegenzug macht Ehlers alles klar, die Deutschen noch in Schockstarre, Ehlers ist mit der Scheibe auf und davon, sieht Peter Regin vollig frei in der Mitte, dieser verlädt aus den Birken und schiebt die Scheibe trocken am Keeper vorbei. Das war es, Dänemark schafft die Sensation und besiegt Deutschland mit 3:2 (62OT).
Für Deutschland ist dieses Ergebnis wenig erbaulich, die Mannen von Marco Sturm liegen nun vier Punkte hinter dem derzeit vierten Lettland, eine Favoritenrolle, so es die jemals gab, ist erst einmal sicher kein Thema mehr. Morgen geht es gegen Italien, das sollte aus deutscher Sicht lösbar sein. Respekt vor der spielerischen Leistung der Dänen, Hexer Dahm war heute der Gamewinner.
Bericht: Oliver Danihel