Für die Schweiz ging es heute im Spiel gegen Lettland um nichts mehr. Für den Gastgeber um vieles. Mit einem Punkte Gewinn konnte Lettland in die Viertelfinale einziehen.
Die Aufstellung der Schweiz hatte einige Überraschungen in sich. Nico Hischier, Nino Niederreiter, Dean Kukan, Denis Malgin und Robert Mayer wurden geschont. Sie durften das Spiel von der Tribüne verfolgen und sich damit noch einen Tag mehr erholen, um am Donnerstag gegen Deutschland bereit zu sein. Aus Sicht der Slowakei mag dies als Affront gelten. Aus Schweizer Sicht indes nur eine logische Konsequenz aus der Vergangenheit. Wie oft erreichte das Team um Patrick Fischer mit Hängen und Würgen die Viertelfinals um dann im entscheidenden Spiel, dem Viertelfinale, mit leeren Batterien dazu stehen und zu verlieren? Gedacht ist hier an die Weltmeisterschaft vor einem Jahr, als genau dies gegen die USA der Fall war. Aus all diesen Überlegungen kann der Entscheid von Fischer nachvollziehen werden, dass er nicht den ganzen Kader spielen liess, sondern seinen besten Kräften noch einen weiteren Tag frei gab. Denn Fischer und seine Spieler wollen endlich Gold nach Hause holen. Ob diese Massnahme sich am Ende als richtig erweist oder nicht, das wird der Fortlauf des Turniers und das Spiel gegen Deutschland zeigen.
Bei Lettland wusste man über die Wichtigkeit des Spieles. Genauso traten die Gastgeber auf. Kraft- und Schwungvoll gelang ihr Start. Dabei kamen sie einem vor, wie wenn die Fohlen das erste Mal in ihrem Leben auf die Weide gelassen werden. Voller Energie und Tatendrang. Dass die Schweizer diesen Umstand in der vierten Minute durch Christian Marti nicht zur Führung ausnutzen konnten, lag an der Abschlussschwäche oder Pech. Trotz zweimaligem Nachsetzten wollten dem Schweizer das Tor nicht gelingen. Als in der 12. Minute Roberts Bukarts das Tor der Schweizer nur haarscharf verfehlte ging ein Raunen durch die Arena in Riga. Es sollte im Verlaufe des Spieles nicht das einzige Mal gewesen sein, dass die Anhänger des Gastgebers der Torjubel im Halse steckenblieb.
Das 1:0 für Lettland fiel in der 22. Minute. Torhüter Joren van Potelberghe wurde nach dem Videostudium der Schiedsrichter nicht genügend behindert, um den Treffer nicht zu geben. Die Schweizer konnten den Rückstand in der 27. Minute durch einen Bully-Goal Treffer von Kevin Fiala wieder ausgleichen. Die Freude darüber währte nur kurz. 35 Sekunden später dingen die Letten durch Rodrigo Abols erneut in Führung. Diesmal schlug der Schweizer Schlussmann über die Scheibe, welche den Weg so in das Tor fand.
Mit diesem 1:2 Rückstand musste die Schweiz das letzte Drittel in Angriff nehmen. Ein Energie Anfall von Marco Miranda sorgte dann erneut für den Ausgleich aus Schweizer Sicht. Arturs Silovs hatte keine Chance diesen Schuss zu parieren. Auch in der 54. Minute hatte der lettische Schlussmann das Nachsehen. Andres Ambühl fand in der 54. Minute die Lücke in der linken oberen Ecke des lettischen Schlussmannes. Erneut traf der „Oldie“ oder, wie er auch liebevoll genannt wird, dass „Duracellhäschen der Schweiz“ zur Führung.
70 Sekunden später wurde aus dem vorher stillen Stadion ein Tollhaus. Der Captain Kaspars Daugavins schloss einen perfekten Konter der Letten zum Ausgleich für das Heimteam ab. Dieser hatte in der Vergangenheit in Genf und Bern gespielt und kennt daher auch die Schwächen von Joren van Pottelberhge und diese nutzte er Kaltblütig aus.
Die heimischen Fans peitschten nun die lettische Mannschaft nach vorne. Dies suchten den Siegtreffer. Dies nun weniger galoppierend als zu Beginn der Partie wie die Fohlen, sondern abgeklärt wie routinierte Rennpferde. Sie wussten: Ein Punkt reicht ihnen um in das Viertelfinale vorzustossen. Die letzten Sekunden wurden zum Nervenspiel für die Letten. Nach einer Unübersichtlichen Situation 7 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit musste von beiden Teams je ein Spieler auf die Strafbank. Doch ein Treffer wollte keiner Fallen. Es erstaunte daher nicht, dass die Zuschauer diesen sicheren einen Punkt zur Qualifikation für das Viertelfinale für die Letten wie einen Sieg feierten. Und am Ende feierten die Letten und nicht die Schweizer den Sieg. Zurecht. Rudolfs Balcers sorgte im Powerplay für das 4:3 aus Sicht der Letten.
Und für die Schweiz? Es ist gut, dass das Team von Fischer trotz einem tollen Spiel verloren haben. Wie sagt man so schön in der Theatersprache? Geht die Hauptprobe für die Premiere daneben, dann wird es eine gute Premiere. Und vielleicht ist dieser Niederlage genau dasjenige, dass die Schweizer in diesem Jahr über den Viertelfinal hinaus in das Final Wochenende trägt.